Wie jeder einzelne von uns verfolgten unsere Freunde Ralf Hunke und Thomas Pomp (Famag) und Stephan Geldsetzer (Elektro Geldsetzer) mit Entsetzen die grausamen Nachrichten aus der Ukraine und fühlten die lähmende Sorge, Trauer und Ohnmacht, die ein jeder von uns derzeit empfindet. Zum Glück sind sie drei Menschen die nicht nur zusehen, sondern auch aktiv werden und so beschlossen sie, die eigenen gekauften Hilfsgüter direkt ins Krisengebiet an die polnische Grenze zu fahren. „Liebe Familie und Freunde, wir haben noch Platz, bitte bringt uns eure Spenden!“, so war der Aufruf.
Was nun aus diesem ersten Gedanken geworden ist, ist einfach unbeschreiblich. Der Spendenaufruf verbreitete sich über die sozialen Medien und die Presse wie ein Lauffeuer durch ganz Remscheid und gelangte bis nach Radevormwald, Wermelskirchen und in die umliegenden Städte und Dörfer. Das besondere an unserer Hilfsaktion: es wurde Rücksprache mit der Grenze genommen, was wirklich gebraucht wird und die Liste der notwendigen Spenden wurde mehrfach aktualisiert. Schnell stellte sich heraus, dass Kleidung auch in Polen bereits genug gespendet wurde. Denn in diesem Fall muss man lediglich seinen Kleiderschrank öffnen und in Säcke packen, was man selbst nicht mehr benötigt.
Was aber tatsächlich dort auch mittelfristig fehlen wird sind Verbrauchsgüter wie zum Beispiel Windeln, Babynahrung, Feuchttücher, Duschgel, Tiernahrung, Medikamente und Verbandszeug, Batterien, Powerbanks. Der Flüchtlingsstrom trifft mit einer nie dagewesenen Schnelligkeit und Wucht auf die Grenze. Es handelt sich zudem größtenteils um alte Menschen und Frauen mit Kindern, die ihre Männer zum Kämpfen in der Ukraine zurücklassen mussten. Die meisten wollen daher so schnell wie möglich zurück in ihre Heimat und sich gar nicht weit von der Grenze entfernen. Für die polnischen Grenzgebiete bedeutet dies einen kurz- bis mittelfristig sehr hohen Bedarf an Verbrauchsgütern.
Die Menschen hier in Remscheid haben diese Botschaft verstanden und sich in die Lage der Kriegsgeschädigten und Flüchtenden versetzt. Wir haben beim Sortieren festgestellt, dass die Qualität der Spenden sehr hochwertig ist: Jeder einzelne Karton, ist mit unglaublich viel Liebe gepackt und hat wertvollen und sinnvollen Inhalt. Oftmals wurden kleine Zettel, Botschaften und Worte der Aufmunterung beigelegt.
In der Praxis Mortazawi wurde für die Lenneper ein Zwischenlager eingerichtet. Die Räume der Praxis füllten sich so schnell, dass bereits nach einem Tag eine erste Fuhre abgeholt werden musste, da ansonsten der Praxisbetrieb nicht mehr möglich gewesen wäre. Alleine an diesem ersten Tag haben wir mit neun Personen 35 Minuten lang im Laufschritt den LKW beladen.
Noch mehr Andrang herrschte im Hauptlager der Firma Geldsetzer in der Oberhützer Straße. Hier ist nochmals mindestens das Dreifache an Hilfsgütern eingetroffen. Die gesamte Familie und mehrere Helfer und Mitarbeiter waren dort vier Tage lang ausschließlich damit beschäftigt, Ware entgegenzunehmen und zu sortieren. Zeitweise waren bis zu 26 freiwillige Helfer im Einsatz. Hier danken wir auch ganz besonders der Nachbarschaft und den Mitarbeitern, insbesondere Tim Radziwill. Jeder einzelne Karton und Sack wurde geöffnet und der Inhalt ins Detail sortiert, in stabile Kartons verpackt und beschriftet, so dass diese sehr aufwändige Arbeit nicht mehr in den Grenzgebieten geleistet werden muss.
Doch nicht nur unzählige Privatpersonen haben sich beteiligt, sondern auch Institutionen und Firmen. Beispielsweise wurden durch die Firma Robert Röntgen Medikamente und durch die Tischlerei Ahorn medizinisches Material jeweils im Wert von 1.000 Euro gespendet. Weitere Großspender waren die Apotheke Hussels, Bäckerei Beckmann, Fa. Beitzel, Bastian Decher, DM, EWR, GBG, Fa. Frank Hecke, Britta Ibach, Fa. Kabon, katholische Kirchengemeinde St. Suitbertus, Fa. Keller Werke, Fa. Lippa, LTG, Fa. Mäuler, Praxis Dr. Moll, Fam. Müller, Schützenhaus, Volksbank und viele mehr. Und das, obwohl es sich um eine rein private Hilfsaktion handelt.
Aus einem einzigen Fahrzeug ist inzwischen ein ganzer Konvoi entstanden. Ein 7,5 t LKW samt Sprit und Fahrer wurde von der Firma Beitzel gestellt, zwei weitere LKW wurden bei der Firma Arndt gemietet, die mit dem Mietpreis entgegenkommt. Hinzu kommt noch ein weiterer großer Anhänger und der Transporter unseres Freundes Holger Schumacher (Energy Solutions). Am Montag morgen ging es noch im Dunklen los mit einer Gruppe von insgesamt 9 Fahrern, so dass man sich während der langen Fahrt abwechseln kann. Der Transport verlief absolut reibungslos.
Live Ticker
Stand 07.03.2022/06:43 Uhr: Pünktliche Abfahrt des Hilfskonvois in Remscheid/Oberhützer Str. 53
Stand 07.03.2022/12:40 Uhr: A36, Höhe Ausfahrt Schweinfurt/Erfurt
Stand 07.03.2022/13:40 Uhr: A38, Höhe Ausfahrt Leipzig Süd/Chemnitz
Stand 07.03.2022/18:13 Uhr: In Polen auf der A4, Höhe Ausfahrt Zgorzelec/Legnica
Übernachtung in BRESLAU
Stand 08.03.2022/08:00 Uhr: Aufbruch. Es geht weiter Richtung Grenze
Stand 08.03.2022/13:50 Uhr: Immer mehr Flüchtlingsbusse in der Gegenrichtung begegnen dem Konvoi
Stand 08.03.2022/15:38: Am Himmel schwere Militärmaschinen, auf den Rastplätzen Militärfahrzeuge
Stand 08.03.2022/16:16 Uhr: "Alles im Fahren. Sind fast da!" Die Straßen Richtung Ukraine sind gespenstisch leer
Stand 08.03.2022/16:54 Uhr: "Wir sind angekommen!" Ein absoluter Gänsehautmoment!!!
Stand 08.03.2022/17:30 Uhr: Die Ware wird abgeladen. Alles geht direkt weiter in die Ukraine
Stand 08.03.2022/17:47 Uhr: Es ist bestätigt: Die Ware wird in Transporter umgeladen und geht direkt in die Ukraine. Wir sind überglücklich, denn genau das haben wir uns gewünscht: Die Ware soll dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt wird!
Stand 08.03.2022/17:56 Uhr: Der Umschlagplatz ist professionell eingerichtet und sehr gut organisiert. Er befindet sich in Mlyny direkt an der Grenze. Die Grenzübergangsstelle Korczowa-Krakowez befindet sich nur etwa 4.800 Meter entfernt.
Stand 08.03.2022/22:00 Uhr: Alle Hilfsgüter sind komplett abgeladen! Der Konvoi fährt wieder Richtung Heimat.
Übernachtung im Hotel Polski in Mielec in den Vorkarpaten. Die Männer sind durch die schwere körperliche Arbeit des Abladens so erschöpft, dass sie teilweise nicht einmal etwas essen, sondern sofort erschöpft ins Bett fallen.
Stand 09.03.2022/10:00 Uhr: Wieder auf der Bahn Richtung Krakau, der Konvoi wird immer wieder von
Reisebussen überholt, die vollbesetzt sind mit ukrainischen Flüchtlingen.
Stand 09.03.2022/15:00 Uhr: Völlig überraschend hat sich der WDR an uns gewandt und möchte gerne einen
Bericht zur Hilfsaktion bei uns in der Praxis aufzeichnen. Ehe wir uns versehen steht das Fernsehteam bei uns am Tresen. Die Aufzeichnung wird gesendet um 21:45 Uhr in WDR
Aktuell.
Stand 09.03.2022/19:30 Uhr: Fahrt über die polnisch-deutsche Grenze. Unsere Männer sind wieder im Heimatland auf deutschem Boden. Nach einem langen anstrengenden Tag auf der Piste steht die letzte Übernachtung an!
Übernachtung im Hotel Italia in Görlitz
Stand 10.03.2022/10:00 Uhr: Aufbruch Richtung Remscheid
Stand 10.03.2022/20:00 Uhr: Glücklich und stolz wieder in der Heimat angekommen
Liebe Helfer, liebe Spender,
wir danken Ihnen allen von anzem Herzen für Ihr Vertrauen, dass jede einzelne Spende auch dort angekommen ist, wo sie gebraucht wird.
Unsere Konvoi-Fahrer von A - Z:
Joachim Fischer
Stephan Geldsetzer
Thomas Ginsberg
Ralf Hunke
Michael Janzen
Daniel Kwiaton
Thomas Pomp
Michael Rautzenberg
Holger Schumacher